UNESCO Welterbe & Geschichte
Seit 2011 gehört die ca. 6000 Jahre alte urgeschichtliche Siedlung im Keutschacher See zum UNESCO-Welterbe Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen. Gemeinsam mit 4 Fundstellen im Mondsee und im Attersee bildet sie den österreichischen Anteil dieses seriellen und internationalen Welterbes.
Mitten im Keutschacher See auf einer heute unter Wasser liegenden Untiefe befand sich vor ca. 6000 Jahren eine Gruppe von Gebäuden. Damals war der Seespiegel wahrscheinlich ca. 2 m tiefer und die Untiefe eine Insel. Wie wir aus C14- und dendrochronologischen Datierungen wissen, wurden die Bauten zwischen 3947 und 3871 v. Chr. errichtet. Damit liegt im Keutschacher See die älteste bisher bekannte Pfahlbausiedlung Österreichs. Entdeckt wurde die Siedlung im Keutschacher See als erster Pfahlbau in Österreich-Ungarn 1864 von Ferdinand Hochstetter.
Über das Aussehen der Pfahlbausiedlung wissen wir noch sehr wenig. Die Fläche der Fundstelle im Keutschacher See umfasst ca. 65 x 30 m. Vermessen und kartiert wurde sie von Otto Cichocki, der 1684 Pfähle und größere liegende Hölzer erfasste. Die tiefsten Pfähle fanden sich in 6 m Tiefe. Für die Pfähle wurden vor allem Laubhölzer (Eiche, Schwarzerle, Rotbuche, Birke, Linde, Pappel und Esche) verwendet. Die meisten Pfähle sind Rundlinge, teilweise noch mit anhaftender Rinde und einen Durchmesser zwischen 10 und 15 cm. Bis jetzt ist es noch nicht gelungen, Grundrisse von Gebäuden nachzuweisen.
Auch im benachbarten Hafnersee konnte eine Pfahlbausiedlung nachgewiesen werden. Wie die Siedlung im Keutschacher See stammt sie aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. und befand sich ebenfalls auf einer inselartigen Erhebung im See.
Die urgeschichtliche Siedlung auf einer versunkenen Insel im Keutschacher See gehört seit 2011 zum UNESCO-Welterbe Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen. Gemeinsam mit den Pfahlbausiedlungen Abtsdorf I, Abtsdorf III und Litzelberg Süd im Attersee und der Siedlung See am Mondsee bildet sie den österreichischen Anteil dieses UNESCO-Welterbes. Insgesamt besteht das internationale und serielle UNESCO-Welterbe Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen aus 111 Pfahlbausiedlungen in sechs Ländern (Schweiz, Italien, Deutschland, Slowenien, Frankreich, Österreich). Das UNESCO-Welterbe Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen ist eines der wenigen transnationalen Welterben.
Die Pfahlbauten sind prähistorische Siedlungsreste in Seen und Mooren rund um die Alpen. Die Pfahlbausiedlungen standen bei ihrer Erbauung teilweise am Seeufer oder wie in Keutschach auf einer Insel. Nur selten standen sie direkt im Wasser. Erst durch den Anstieg des Wasserspiegels verschwanden sie in den Fluten. Sie erscheinen als „unsichtbares“ und „verborgenes“ Welterbe, da die Stätten unter Wasser oder im Erdboden kaum sichtbar und schwer bzw. gar nicht zu besuchen sind. Für die Forschung sind sie jedoch von unschätzbarem Wert wegen der exzellenten Erhaltungsbedingungen für organische Materialien wie Holz, Textil, pflanzliche Reste und Knochen im feuchten Milieu der Seeböden und Moore. Sie erlauben einen Einblick in die Kultur, Wirtschaft und Umwelt der frühen Agrargesellschaften des 5. bis 1. Jahrtausends v. Chr. in Europa.
Foto: UNESCO-Welterbekanditatur „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“
Die Pfahlbausiedlungen sind außergewöhnliche archäologische Fundplätze. Sie sind eine unschätzbare Quelle an äußerst seltenem archäologischem Fundmaterial und wurden darum als besondere Auszeichnung zum UNESCO-Welterbe ernannt.
Oberste Priorität ist der Schutz der UNESCO-Welterbestätten. Dabei ist die Grundlage für die Analyse des Gefährdungspotentials am UNESCO-Welterbe ein regelmäßiges Monitoring an der Welterbestätte im Keutschacher See, das vom Kuratorium Pfahlbauten durchgeführt wird. Es werden die natürlichen Erosionsprozesse (Abtragung von Sand- und Seekreidesedimenten) und die Einflüsse durch den Menschen (Fischerei, Badebetrieb oder das illegale Suchen und Absammeln von archäologischen Funden aus der Welterbestätte) genau beobachtet. So können die verschiedenen Gefährdungen bewertet und es kann rechtzeitig steuernd eingegriffen werden.
Die natürliche Erosion an der Untiefe wird vor allem durch Wellenschlag und Strömung bestimmt. Besonders kritische Zerstörungsfaktoren finden sich in Form von tierischen „Besiedlern“. Dabei richten Zander wahrscheinlich größten Schaden an. Die Zander bevorzugen die Untiefe für den Bau ihrer Laichgruben und zerstören dabei die natürliche Deckschicht und Kulturschicht. Aufgrund der Vorliebe etlicher Fischarten, sich im Bereich des Pfahlfeldes aufzuhalten, ist diese Untiefe auch für Sportfischer sehr attraktiv. Angel- und Angelhaken haben sich in der Vergangenheit immer wieder in die Pfähle und andere Überreste gebohrt. Sie beschädigen die seltenen Hölzer, können diese im schlimmsten Fall sogar aus dem Seegrund lösen. So werden kostbare archäologische Spuren unwiederbringlich zerstört.
Deshalb wurde das Angeln in diesem Bereich untersagt. Zum Schutz wurde deshalb die UNESCO-Welterbestätte im Keutschacher See durch Bojen markiert. Der markierte Bereich soll nicht mit Booten befahren, betaucht oder befischt werden.
Bitte helfen Sie mit, unsere UNESCO-Welterbestätte zu bewahren.
Halten Sie das Angel- und Ankerverbot ein und machen Sie andere auf diese Gefahren aufmerksam, wenn Sie sehen, dass die Schutzzone verletzt wird.
Fotos: Kuratorium Pfahlbauten
Literatur zum Pfahlbau im Keutschacher See
Paul Gleirscher, Keutschach und die Pfahlbauten in Slowenien und Friaul. UNESCO- Welterbestätten (Klagenfurt/Celovec-Ljubljana/Laibach-Wien/Dunaj 2014).
Informationen zum UNESCO-Welterbe Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen:
Kuratorium Pfahlbauten
UNESCO-Welterbe Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen